Der Duft von Lebkuchen und Vanillezucker zieht durchs Haus. Trotzdem noch so lange Zeit ist – als Kind natürlich viiiiiiel zu lange – bis das Christkindl kommt, entsteht mit der ersten Keks-Back-Session eine angespannte Vorfreude. Im Grunde ist es ein unerklärliches Phänomen, das sich in jeder Generation wiederholt. Und schade wär´s um diese Erfahrung von der friedlichen Vorweihnachtszeit. Aber wie kam es eigentlich dazu?
Gewürze – eine mitteleuropäische Erfolgsgeschichte
Am Anfang stand das Brauchtumsgebäck, mit einem stark religiösen Hintergrund. Gewürze, die wir heute als so typisch weihnachtlich identifizieren, waren zu der Zeit teilweise noch gar nicht bekannt. Die heimischen Gewächse fanden eher für Eintöpfe, Fleisch und als Heilkräuter Verwendung. Schon im 12. Jahrhundert schrieb Hildegard von Bingen ganze Abhandlungen über die Wirksamkeit der Kräuter. Ihren Schriften ist zu entnehmen, dass Safran, Vanille und Kardamom neben Pfeffer beinahe unbezahlbar waren. Auf diese Geschichte geht auch das Rezept des Wiener Vanillerostbratens zurück. Er wurde und wird traditionell mit Knoblauch zubereitet, der Vanille des armen Mannes.
Und in Salzburg gibt es ein Sterne-Restaurant namens Pfefferschiff, dessen Namen auf einen Salzburger Kaufmann zurück geht, der – wie die Geschichte erzählt – mit seinem letzten Ersparten ein Schiff kaufte, das von seinen Kaufmannskollegen längst aufgegeben wurde.
Er hatte Glück. Das Schiff kam mit monatelanger Verspätung wohlbehalten im Hafen an und machte den Kaufmann zu einem reichen Bürger.
Bei der Vorstellung, dass der gute Mann ohne Whats App, GPS und Satelitenüberwachung auskommen musste, ein durchaus verdienter Erfolg.
Die Zeit fernöstlicher Gewürze war das Mittelalter, damals wurde unter anderem Pfeffer wie Gold gehandelt. Der enorme Preis entstand eigentlich durch eine Armada von Zwischenhändlern aus Indien, Persien, Arabien, der Türkei und venezianischer Kaufleute. Zudem verlangte das Osmanische Reich erhebliche Zölle für die begehrten Güter. Ein Umstand, der es für den durchschnittlichen Europäer unmöglich machte, sich solche Gewürze zu leisten.
Erst 1498, der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama, konnten die Handelsbeziehungen mit Asien vertieft und die Länder des Vorderen und Mittleren Orients transporttechnisch umgangen werden. Die Gewürze brachten Wohlstand und vor allem eine neue Gebäckvielfalt, auch für den armen Mann.
Kekserl – eine großmütterliche Erfolgsgeschichte
Zurück zu unserer Großmutter. Sie war Anfang des 20. Jahrhunderts geboren und ihre Kinder kamen zum Ende des zweiten Weltkrieges zur Welt. Damit unsere Großmutter für ihre Kinder Kekserl backen konnte, hat sie nächtelang für andere Menschen genäht. Die Einnahmen der langen und arbeitsreichen Herbstnächte steckte sie in die weihnachtlichen Vorbereitungen.
Unter diesen Umständen wird auch deutlich, welche Erfolgsgeschichte es für sie war, dass sie es sich leisten konnte 15-20 Sorten Kekserl zu backen. Und gereicht hat´s immer für die ganze Verwandtschaft.
Privileg war es allerdings, bei der Entstehungsgeschichte von Zimtstern, Kokosbusserl und Co. dabei zu sein.
Es ging tatsächlich nichts über den warmen Geruch der dann durchs Haus strömte und den Bauchschmerzen, die sich nach dem Genuss des ofenwarmen Gebäcks einstellte – natürlich dachten wir sie merkt es nicht. Eine Erinnerung, die heute noch jedes Kekserl mit der kindlichen Vorfreude auf Weihnachten verbindet.
Der Hero aller Kekserl – der Lebkuchen
Unter all diesen köstlichen Weihnachtsvorboten, war doch der Lebkuchen mein absoluter Favorit. Selbstverständlich gibt es davon eine Reihe familiärer Rezepte, aber eines davon ist für mich ganz speziell.
Gefüllter Lebkuchen mit Kürbiskernen
Für den Teig:
125 g Honig mit 300g Rohrzucker aufkochen und überkühlen lassen und 25g Lebkuchengewürz dazugeben. Während dessen 1 TL Natron in etwas Milch auflösen, dann 1 Pkg. Zitronat, fein gehackt, 1 P. echten Vanillezucker und 125 ml Milch zur Masse dazugeben. Wenn alles gut verrührt ist, mit 100g gemahlenen Kürbiskernen und 400 g Roggenmehl einen mittelfeuchten Teig herstellen. 12 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen.
Für die Fülle:
200g Datteln mit 150g gedörrten Marillen (Aprikosen), 1 EL Inländer-Rum, 1 EL echten Vanillezucker, Saft einer Zitrone, 3 EL Honig vermischen und grob pürieren.
Backen:
Das Backrohr bei 160 Grad Umluft vorheizen.
Die Teigkugel halbieren und 2 Teigplatten jeweils ca. 5 mm dick ausrollen. Nicht zu dünn, ansonsten werden die Kekserl trocken.
Eine Platte auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, die Fülle gleichmäßig darauf verteilen und die zweite Teigplatte darauf legen. Dabei aber rundum einen Rand von ca. 1 cm belassen, Diesen mit Eiklar bestreichen und die beiden Teighälften „zusammenkleben“. Weitere 30 Minuten rasten lassen.
Den Lebkuchen mit Milch bestreichen und mit gehackten Kürbiskernen bestreuen. Backzeit 30-35 Minuten.
Fertigstellen:
Auf Kuchengitter auskühlen lassen und danach in kleine, mundgerechte Würfel schneiden. Dies in einer Blechdose lagern. Haltbarkeit ca. 1 Monat.
Wir sind sicher, dass in Großmutter´s Lebkuchen auch noch eine gute Portion Herzenswärme eingearbeitet war. Vielleicht ist die Herstellung dieser Köstlichkeit eine gute Gelegenheit sich Zeit zu nehmen und die vorweihnachtliche Stimmung einzufangen. Solcherart entspannend könnte die Wirkung dieselbe sein, wie zu Großmutter´s Zeiten.
In diesem Sinne
Gutes Gelingen und viel Freude mit der gewonnen Zeit
Ihre Breuers
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